Geschichten

eine Handvoll Bohnen

eine Handvoll Bohnen

Eine Handvoll Bohnen

Eine weise, alte Frau lebt zufrieden in ihrer kleinen Hütte. Eines Tages kommen die Kinder des Dorfes zu ihr. Schüchtern stehen sie am Gartenzaun. Die Frau, die das aufgeregte Wispern natürlich längst wahrgenommen hat, wartet geduldig, bis sich eines der Kinder traut, sie anzusprechen.

„Die Leute im Dorf sagen, dass du reich bist.“ sagt das Kind. „Warum lebst du dann in dieser kleinen Hütte und nicht in einem großen Schloss?“ Nachdenklich blickt die alte Frau die Kinder an. „Sagen die Leute das? Nun, sie meinen damit nicht, dass ich viel Geld habe. Ich habe viel Freude am Leben – und deshalb bin ich reich.“

Nicht viel Geld und trotzdem reich? Wie war das zu verstehen? Die Kinder schauen erstaunt. „Soll ich euch mein Geheimnis verraten?“ fragt die Frau. Erwartungsvolles Nicken bei den Kindern. Natürlich wollen sie das Geheimnis wissen! Die Frau greift in die linke Tasche ihrer Weste und holt eine Handvoll Bohnen heraus.

„Das ist das Geheimnis meines Glücks und meines Reichtums:

Jeden Tag, wenn ich aufstehe, stecke ich eine Handvoll Bohnen ein – in die linke Tasche. Und jedes Mal, wenn mir etwas gut gefällt und es mein Herz berührt, nehme ich eine Bohne und lege sie in meine rechte Tasche. Zum Beispiel wenn ich mich darüber freue, wie prächtig die Rosen in meinem Garten blühen – eine Bohne in die rechte Tasche. Wenn ein Vogel singt – eine Bohne. Wenn ein Mensch mich freundlich grüßt oder wenn die Sonne meine Haut wärmt – wieder eine Bohne. Am Abend nehme ich all die Bohnen dieses Tages aus meiner rechten Tasche. Ich erinnere mich daran, wie viel Gutes und Schönes ich an diesem Tag erlebt habe und sage Gott „Danke“ dafür. Die Dankbarkeit macht mich reich! … Wartet einen Moment! Ich hole etwas für euch…“

Still und staunend schauen die Kinder der alten Frau nach, die im Haus verschwindet. Die Dankbarkeit macht sie reich?! Mit einem Körbchen voller Bohnen taucht da die Frau schon wieder in der Haustür auf. Jedem Kind hält sie das Körbchen hin und jeder steckt eine Handvoll Bohnen in seine linke Hosentasche. Und was tut die Frau, als die Kinder kurze Zeit später fröhlich abmarschieren? Sie nimmt nicht nur eine Bohne sondern sogar zwei aus der linken Tasche und legt sie in die rechte.

Quelle: Verfasser unbekannt 

DER BAUM DER LIEBE

DER BAUM DER LIEBE

DER BAUM DER LIEBE

Als Großvater gestorben war, besuchte ich wieder öfter meine Großmutter.

Häufig fand ich sie im Garten, auf ihrer Lieblingsbank unter einem Lindenbaum.

Wie oft hatte ich in all den Jahren die beiden dort händchenhaltend

sitzen sehen.

Als ich meiner Großmutter sagte, dass dieser Lindenbaum der allerschönste

sei, den ich je in meinem Leben gesehen hätte, meinte sie: „Das ist ja

auch keine gewöhnliche Linde, sondern ein Baum der Liebe. Dein Großvater

und ich haben ihn gemeinsam zu unserer Hochzeit gepflanzt.“

Ich nickte: „Deshalb ist er so prächtig gewachsen.“ Die Großmutter schüttelte

den Kopf: „Der Baum wollte am Anfang nicht richtig gedeihen. Unsere

Ehe war auch keine harmonische Beziehung. Wir zankten viel und stritten

heftig, und nach drei Jahren überlegten wir sogar, ob wir uns nicht

lieber trennen sollten. Zu dieser Zeit schien es, als ob unser Hochzeitsbaum

eingehen würde.

So beschlossen wir, unsere Entscheidung von dem Bäumchen abhängig

zu machen. Sollte es sterben, so wollten wir uns trennen. Sollte der Baum

jedoch gedeihen, so wollten wir unserer Ehe noch eine Chance geben. Du

wirst es kaum glauben, was dann geschah“, sagte sie mit einem Schmunzeln.

„Immer wieder haben wir uns gegenseitig dabei ertappt, wie wir heimlich

dem Bäumchen Wasser gaben.“
Aus dem Buch von Gisela Rieger: Die Sonnenseiten des Lebens

 

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SEIN BESTES GEBEN …

SEIN BESTES GEBEN …

SEIN BESTES GEBEN …

Eine alte Frau ging durch ihren Garten und wurde traurig. Obwohl der Frühling schon längst ins Land gezogen war, wollte ihr einst grünes Paradies nicht erblühen. Stattdessen sah sie nur welkende Blumen und sterbende Bäume. Die Frau konnte nicht verstehen, was geschehen sein mochte. So fragte sie sämtliche Bäume, Sträucher und Blumen, weshalb sie nicht mehr leben wollten.
Da plapperten plötzlich alle durcheinander: Die Birke wollte nicht mehr leben, da sie nie so groß werden würde wie die Eiche. Die Eiche wollte nicht mehr sein, weil sie keine Äpfel tragen konnte. Der Apfelbaum wollte im Winter grün sein wie die Tanne. Das Nadelholz hingegen wollte bunt sein wie die Tulpen, und diese verzweifelten, weil sie nie so groß werden konnten wie die Sonnenblumen …

Plötzlich entdeckte die Frau im letzten Winkel ihres Grundstückes einen Hagebuttenstrauch, der in voller Blüte stand. Hunderte von feinen rosaroten Blüten schienen ihr entgegenzulächeln. Sie erkundigte sich bei der Hagebutte, weshalb sie als einzige Pflanze nicht im Sterben lag.

„Ich habe mich taub gestellt, als sich die Gartenbewohner miteinander verglichen, gegenseitig beleidigten und ihre Lebensfreude verloren. Du hast mich selbst gepflanzt, so dachte ich, dass ich auch eine Hagebutte sein soll und kein Rosenstrauch. Da ich eh nichts anderes sein kann, als ich ohnehin bin, gab ich mein Bestes, um die prächtigste Hagebutte zu sein!“

Aus dem Buch von Gisela Rieger: Die Sonnenseiten des Lebens

Brot und Oliven, eine Geschichte über Herzsurvival

Brot und Oliven, eine Geschichte über Herzsurvival

Diese Geschichte von einer lieben Bekannten von mir, Gisela Rieger,  zeigt wie wichtig Survival auf Herzensebene ist, denn sie macht uns frei und unabhängig.

Ich kann ihre Bücher wärmstens empfehlen, mehr von ihr könnt ihr hier erfahren: https://www.gisela-rieger.de/

 

Brot und Oliven

Eines Tages begegneten sich zwei der königlichen Philosophen auf dem Markt. Isaak war gerade dabei, sich Brot und Oliven zu kaufen, denn mehr konnte er sich bei seinem Gehalt nicht leisten.
Sein Kollege Fílippos hingegen war bekannt für seine Schmeicheleien dem König gegenüber und hatte es somit zu einem wohlhabenden Leben gebracht.
Mitleidig sah er auf Isaak herab: »Wenn du endlich lernen würdest, dich etwas unterwürfiger zu zeigen und zu verstehen, den König mit schönen Worten und Schmeicheleien zu erfreuen, dann bräuchtest du dich nicht immer nur von Brot und Oliven zu ernähren.«
Isaak hatte sich gerade genussvoll eine Olive in den Mund geschoben, als er ebenso mitleidig zu Fílippos sprach: »Mein Freund, wenn du gelernt hättest, mit Brot und Oliven auszukommen – dann bräuchtest du dich nicht täglich zu unterwerfen und dem König zu schmeicheln!«

© Aus dem Buch von Gisela Rieger: „111 Herzensweisheiten“ ISBN: 978-3-9819881-0-9

 

Wenn du dich zu begnügen wüsstest,
dann bräuchtest du den Tyrannen
nicht zu schmeicheln.
Diogenes von Sinope; griechischer Philosoph; um 400-323 v. Chr.

 

und noch eine Geschichte von mir:

Wie der Shelter in den Böhmerwald kam

Es war an einem schönen Mai Tag. Die Wolken malten die wunderbarsten Bilder auf den Himmel. Tim und seinem Vater waren gerade auf dem Weg in den Böhmerwald. Sie wollten den Wald erkunden und ihren Orientierungssinn schulen. Walter, Tims Vater, hatte die Idee, dass sie sich den Weg mit Spuren markieren, damit sie wieder zurück zum Auto finden. So bauten sie immer wieder mal mit Stecken tolle Bilder am Wegrand. Tim erfreute sich über die vielen Buchen im Wald, deren Blätter besonders am Anfang des Frühlings besonders lecker schmeckten – die ganz kleinen sind auch im Mai noch köstlich. Irgendwann waren sie so vertieft in die Welt der Vögel eingetaucht, sie lauschten ihren Gesängen, versuchten sie zu imitieren und mit Eulenblick zu entdecken, dass sie ganz darauf vergaßen ihre Spuren zu hinterlassen. Besonders wichtig war es Tim den “Nice to meet you” Vogel zu entdecken. Langsam schien es dunkel zu werden und Tim war auch schon hungrig. So legten sie eine Pause ein. Als ihnen klar wurde, dass sie beide schon seit längerem nicht mehr auf den Weg geachtet hatten, wurde ihnen klar, dass sie in einer echt üblen Situation steckten. Walter holte tollkühn und selbstsicher sein Handy raus und wollte per Navi den Weg zum Auto suchen, doch leider hatte er keine Verbindung. Tim fand das lustig, doch seinem Vater wurde schon Angst und Bang. Tim sagte: “Keine Sorge, ich habe eine gute Idee”. Er erzählte seinem Vater davon, dass sie im Sommercamp gelernt hatten, wie man sich selbst einen Shelter baut und so beschlossen sie die Nacht im Wald im Naturschlafsack zu verbringen und dann am nächsten Morgen gestärkt und ausgeruht bei Tageslicht darüber nachzudenken, wie sie wieder zum Auto zurückfinden.